Die Romane Imperium von Christian Kracht und Risiko von Steffen Kopetzky können als historische Abenteuerromane bezeichnet werden, die sich mit der Zeit des Wilhelminischen Deutschland auseinandersetzen. Die zeitliche bzw. kulturgeschichtliche Verortung der erzählten Welt beider Romane im Kontext des Kolonialismus ist hierbei von besonderer Wichtigkeit. Anhand der spezifischen Konfiguration der männlichen Träger bzw. Akteure des Kolonialismus eröffnen diese Texte eine dezidiert kritische Perspektive, die sich vor allem auf eine grundsätzliche Infragestellung der mit Solidität, Selbstbehauptung, Kontrolle sowie Macht enggeführten Männlichkeitskonzipierung des Wilhelminischen Deutschland bezieht. In der vorliegenden Untersuchung wird das Argument stark gemacht, dass Krachts Imperium wie auch Kopetzkys Risiko insbesondere im Hinblick auf die Konstruktion der männlichen Heldenfiguren sowie der damit verknüpften Handlungs- und Erfahrungswelten als solche Narrative beschreibbar werden, in denen tradierte Bilder und Diskurse von heldenhafter Männlichkeit vehement in Frage gestellt werden. Vor dem Hintergrund der literaturwissenschaftlich begründeten Männlichkeitsforschung werden die fiktionalen Bilder und Konfigurationen von Männlichkeit in den Fokus genommen. Der kurzen Nachzeichnung der kulturellen Diskurse über Männlichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgt die Analyse der Männerfiguren. Dabei wird die diskursive Verknüpfung der fiktionalen Konfiguration von Männlichkeit mit der imperialen Weltpolitik Deutschlands veranschaulicht. Anschließend konzentriert sich die Arbeit auf die Signifikanz des Körpers, anhand dessen die ambivalente Verfasstheit von kolonialer Männlichkeit und die Kritik an der Kolonialpolitik Deutschlands pointiert zum Ausdruck kommen. Festgestellt werden konnte in diesem Zusammenhang, dass die in beiden Romanen konfigurierten Männlichkeitsbilder unmittelbar im Zeichen des ins Negative umschlagenden Kolonialismus-Diskurses stehen und gerade daher als dessen Negativfolie fungieren.
Christian Kracht’s Imperium and Steffen Kopetzky’s Risiko can be described as historical adventure novels, which deal with the Wilhelminian Era. In both novels it is significant that the context of the German colonialism plays an important role. Closely related to the specific configuration of the male subjects of colonialism, these novels open up a critical perspective on the typical perception of masculinity of the Wilhelminian Era, in which masculinity is associated with solidity, selfassertion, control and force. The aim of this study is to demonstrate that Kracht’s Imperium as well as Kopetzky’s Risiko can be seen as narratives which vehemently question conventional images and discourses of heroic masculinity. The study refers to literary studies which focus on the literary conception of masculinity. After a short outline of the cultural discourses about masculinity at the beginning of the 20th century, I will analyze the male figures. The illustration of the discursive link between the fictional configuration of masculinity and the imperial world politics of Germany constitutes a crucial point of the analysis. Therefore, I will also concentrate on the significance of the body. In this sense, it could be ascertained that the images and configuration of masculinity in Kracht’s Imperium and in Kopetzky’s Risiko are dominated by colonial discourses, which turn out to be negative. So, the literary conception of masculinity serves as a critical dimension, that reveals the negative aspects of German colonialism politics in the Wilhelminian Era.
Primary Language | German |
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Journal Section | Research Article |
Authors | |
Publication Date | June 22, 2020 |
Submission Date | March 2, 2020 |
Published in Issue | Year 2020 |