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Der Wille bei Descartes

Year 2020, , 55 - 89, 31.12.2020
https://doi.org/10.26650/arcp.815512

Abstract

In den Anfängen seiner Philosophie äußerte sich Descartes über den epistemologischen Stellenwert des Willens nur allgemein. Nach Descartes hat Gott dem menschlichen Geist bereits die ersten Ideen gegeben, damit er die ebenfalls von Gott geschaffene physische Welt überhaupt wahrnehmen kann. Für ihn ist die dazu zuständige menschliche Fakultät unter anderem der Wille. Angesichts der immer wieder gemachten Erfahrung, dass die Menschen Irrtümer begehen, muss sich Descartes in der Fortsetzung seiner Philosophie mit der Frage auseinandersetzen, wie sich der Wille irrt und warum. Für die cartesianische Erklärung des ersten Teils der Frage ist entscheidend, wie der Geist im Zusammenwirken des Willens und des Verstandes den Erkenntnisakt vollzieht. Als Gründe der Irrtümer nennt Descartes die Grenzen des menschlichen Verstandes sowie die Unaufmerksamkeit der Menschen. Ob der Wille insbesondere bei der genannten Unaufmerksamkeit frei ist, sodass dessen Inhaber zur Verantwortung gezogen werden kann, ist eine weitere Frage, zu der Descartes Stellung beziehen muss. In den Meditationen entwickelt er eine Freiheitslehre, die jedoch auf Einwände seitens Hobbes stößt. Später in zwei Briefen an Mesland modifiziert er seine Freiheitslehre. Die Freiheit, die er hierbei annimmt, ist für Descartes hinreichend, um die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Fehlverhalten anzunehmen, auch wenn Gott selbst den Menschen mit einem Willensvermögen erschaffen hat bzw. die Ausübung dieser Freiheit duldet.

References

  • Beckermann, Ansgar, Willensfreiheit – ein Überblick aus kompatibilistischer Sicht, 1-13. Abrufbar unter https://pub.uni-bielefeld.de/publication/2306223 [Letzter Abruf: 03.12.2017].
  • Embry, Brian, Descartes on Free Will and Moral Possibility. Philosophy and Phenomenological Research 2016, 1– 9.
  • Fogal, Daniel, Descartes and the Possibility of Enlightened Freedom, 1–32. Abrufbar unter http://www.academia.edu/31312267/Descartes_and_the_Possibility_of_Enlightened_Freedom [Letzter Abruf: 04.12.2017].
  • Gilbert, Christopher, Grades of Freedom: Augustine and Descartes. Pacific Philosophical Quarterly 86 (2005), 201–224.
  • Haag, Johannes, Descartes über Willen und Willensfreiheit. Zeitschrift für philosophische Forschung. 60/4-2006, 483–503.
  • Jaspers, Karl, Descartes und die Philosophie. Dritte, unveränderte Auflage. Berlin 1956.
  • Jayasekera, Marie, Responsibility in Descartes’s Theory of Judgement. Ergo, an Open Access Journal of Philosophy 3/2016, 321–347.
  • Kahl, Wilhelm, Die Lehre vom Primat des Willens bei Augustinus, Duns Scotus und Descartes. Straßburg 1886.
  • Perler, Dominik, René Descartes. 2., erweiterte Auflage. München 2006.
  • Rengier, Rudolf, Strafrecht. Allgemeiner Teil. 5. Auflage. München 2013.
  • Schulte, Peter, Willensfreiheit und Aufmerksamkeit bei Descartes. Zeitschrift für philosophische Forschung. 71/1-2017, 5–36.
  • Wee, Cecilia, Descartes and Leibniz on Human Free-Will and the Ability to Do Otherwiese. Canadian Journal of Philosophy. Volume 36/3-2006, 387–414.

Der Wille bei Descartes

Year 2020, , 55 - 89, 31.12.2020
https://doi.org/10.26650/arcp.815512

Abstract

ZUSAMMENFASSUNG
In den Anfängen seiner Philosophie äußerte sich Descartes über den epistemologischen Stellenwert des Willens nur allgemein. Nach Descartes hat Gott dem menschlichen Geist bereits die ersten Ideen gegeben, damit er die ebenfalls von Gott geschaffene physische Welt überhaupt wahrnehmen kann. Für ihn ist die dazu zuständige menschliche Fakultät unter anderem der Wille. Angesichts der immer wieder gemachten Erfahrung, dass die Menschen Irrtümer begehen, muss sich Descartes in der Fortsetzung seiner Philosophie mit der Frage auseinandersetzen, wie sich der Wille irrt und warum. Für die cartesianische Erklärung des ersten Teils der Frage ist entscheidend, wie der Geist im Zusammenwirken des Willens und des Verstandes den Erkenntnisakt vollzieht. Als Gründe der Irrtümer nennt Descartes die Grenzen des menschlichen Verstandes sowie die Unaufmerksamkeit der Menschen. Ob der Wille insbesondere bei der genannten Unaufmerksamkeit frei ist, sodass dessen Inhaber zur Verantwortung gezogen werden kann, ist eine weitere Frage, zu der Descartes Stellung beziehen muss. In den Meditationen entwickelt er eine Freiheitslehre, die jedoch auf Einwände seitens Hobbes stößt. Später in zwei Briefen an Mesland modifiziert er seine Freiheitslehre. Die Freiheit, die er hierbei annimmt, ist für Descartes hinreichend, um die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Fehlverhalten anzunehmen, auch wenn Gott selbst den Menschen mit einem Willensvermögen erschaffen hat bzw. die Ausübung dieser Freiheit duldet.

References

  • Beckermann, Ansgar, Willensfreiheit – ein Überblick aus kompatibilistischer Sicht, 1-13. Abrufbar unter https://pub.uni-bielefeld.de/publication/2306223 [Letzter Abruf: 03.12.2017].
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Year 2020, , 55 - 89, 31.12.2020
https://doi.org/10.26650/arcp.815512

Abstract

References

  • Beckermann, Ansgar, Willensfreiheit – ein Überblick aus kompatibilistischer Sicht, 1-13. Abrufbar unter https://pub.uni-bielefeld.de/publication/2306223 [Letzter Abruf: 03.12.2017].
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Descartes' Conception of the Will

Year 2020, , 55 - 89, 31.12.2020
https://doi.org/10.26650/arcp.815512

Abstract

In the early days of his philosophy, Descartes made only general statements about the epistemological value of the will. According to Descartes, God gave the human mind the first ideas so that it could perceive the physical world, which was also created by God. For Descartes, the human faculty in charge of this operation is, among other things, the will. In view of repeated experiences of human beings judging erroneously, Descartes must, in the continuation of his philosophy, deal with the questions of how and why the will makes judgement errors. For the Cartesian explanation of the first part of the question, it is crucial how the mind, in cooperation of the will and “understanding”, carries out the act of cognition. Descartes names the limits of the human understanding and the inattention of people as reasons for judgement errors. Whether the will is free enough that its owner can be held responsible, especially considering the aforementioned inattention, is another question on which Descartes must take a position. In the Meditations he develops a conception of freedom, which, however, meets with some objections from Hobbes. Later in two letters to Mesland, he modifies his conception of freedom. For Descartes, the freedom he assumes is sufficient to justify man's responsibility for his wrongdoing, even if God himself created man with a will or tolerates the exercise of this freedom.

References

  • Beckermann, Ansgar, Willensfreiheit – ein Überblick aus kompatibilistischer Sicht, 1-13. Abrufbar unter https://pub.uni-bielefeld.de/publication/2306223 [Letzter Abruf: 03.12.2017].
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  • Fogal, Daniel, Descartes and the Possibility of Enlightened Freedom, 1–32. Abrufbar unter http://www.academia.edu/31312267/Descartes_and_the_Possibility_of_Enlightened_Freedom [Letzter Abruf: 04.12.2017].
  • Gilbert, Christopher, Grades of Freedom: Augustine and Descartes. Pacific Philosophical Quarterly 86 (2005), 201–224.
  • Haag, Johannes, Descartes über Willen und Willensfreiheit. Zeitschrift für philosophische Forschung. 60/4-2006, 483–503.
  • Jaspers, Karl, Descartes und die Philosophie. Dritte, unveränderte Auflage. Berlin 1956.
  • Jayasekera, Marie, Responsibility in Descartes’s Theory of Judgement. Ergo, an Open Access Journal of Philosophy 3/2016, 321–347.
  • Kahl, Wilhelm, Die Lehre vom Primat des Willens bei Augustinus, Duns Scotus und Descartes. Straßburg 1886.
  • Perler, Dominik, René Descartes. 2., erweiterte Auflage. München 2006.
  • Rengier, Rudolf, Strafrecht. Allgemeiner Teil. 5. Auflage. München 2013.
  • Schulte, Peter, Willensfreiheit und Aufmerksamkeit bei Descartes. Zeitschrift für philosophische Forschung. 71/1-2017, 5–36.
  • Wee, Cecilia, Descartes and Leibniz on Human Free-Will and the Ability to Do Otherwiese. Canadian Journal of Philosophy. Volume 36/3-2006, 387–414.
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Details

Primary Language German
Subjects Philosophy
Journal Section Research Articles
Authors

Mehmet Arslan 0000-0002-3928-8887

Publication Date December 31, 2020
Published in Issue Year 2020

Cite

Chicago Arslan, Mehmet. “Der Wille Bei Descartes”. Felsefe Arkivi, no. 53 (December 2020): 55-89. https://doi.org/10.26650/arcp.815512.