Theresia Enzensberger’s novel Auf See, published in 2022, tells the story of 17-year-old Yada, who searches for her mother in a dystopian Berlin set in the near future, and finds temporary home and refuge in a makeshift accommodation for societys outcasts in Tiergarten. This space is semantically reminiscent of classical concepts of home and idyll, as it depicts collective practices, recurring routines and rituals, and a proximity to nature that represents originality and naturalness. It is self-contained and protected from the outside world by a semantically as well as topographically realized border. Within these borders, the time regime that prevails outside this space is challenged by a shift away from a punctual present to cyclical time rhythms or an expansion of time. The present article posits that at this point the text introduces a specific space-time structure that can be read and analyzed along the lines of Michail Bachtin’s chronotopos and will be referred to here as “fragile Heimat”. It represents a complex interplay of aspects of idyll, subversion, and said fragility, the characteristics of which can be located on a formal as well as narrative level within literary texts.
Theresia Enzensbergers 2022 erschienener Roman Auf See schildert die Geschichte der 17-jährigen Yada, die im dystopisch gezeichneten Berlin der Zukunft nach ihrer Mutter sucht und in einer provisorischen Zeltstadt im Tiergarten vorübergehend Heimat und Zuflucht findet. Dieser Raum erinnert in seiner semantischen Aufladung an klassische Konzepte von Heimat und Idylle, indem kollektive Praktiken, wiederkehrende Routinen und Rituale sowie eine Ursprünglichkeit und Natürlichkeit repräsentierende Nähe zur Natur geschildert werden. Er ist in sich abgeschlossen und wird durch eine semantisch wie topografisch realisierte Grenze vor der Außenwelt geschützt. Innerhalb dieser Grenzen wird mit dem außerhalb herrschenden Zeitregime gebrochen, indem beispielsweise eine Verschiebung weg von einer punktuellen Gegenwart hin zu zyklischen Zeitrhythmen bzw. einer Ausdehnung der Zeit stattfindet. Der vorliegende Artikel stellt die These auf, dass der Text an dieser Stelle ein spezifisches Raum-Zeit-Gefüge einführt, welches sich in Anlehnung an Michail Bachtins Chronotopos lesen und analysieren lässt und hier als „fragile Heimat“ bezeichnet werden soll. Dieses stellt ein komplexes Zusammenspiel aus Aspekten der Idylle, der Subversion und besagter Fragilität dar, dessen Merkmale sich auf formaler wie narrativer Ebene innerhalb literarischer Texte verorten lassen.
Theresia Enzensbergers 2022 erschienener Roman Auf See schildert die Geschichte der 17-jährigen Yada, die im dystopisch gezeichneten Berlin der Zukunft nach ihrer Mutter sucht und in einer provisorischen Zeltstadt im Tiergarten vorübergehend Heimat und Zuflucht findet. Dieser Raum erinnert in seiner semantischen Aufladung an klassische Konzepte von Heimat und Idylle, indem kollektive Praktiken, wiederkehrende Routinen und Rituale sowie eine Ursprünglichkeit und Natürlichkeit repräsentierende Nähe zur Natur geschildert werden. Er ist in sich abgeschlossen und wird durch eine semantisch wie topografisch realisierte Grenze vor der Außenwelt geschützt. Innerhalb dieser Grenzen wird mit dem außerhalb herrschenden Zeitregime gebrochen, indem beispielsweise eine Verschiebung weg von einer punktuellen Gegenwart hin zu zyklischen Zeitrhythmen bzw. einer Ausdehnung der Zeit stattfindet. Der vorliegende Artikel stellt die These auf, dass der Text an dieser Stelle ein spezifisches Raum-Zeit-Gefüge einführt, welches sich in Anlehnung an Michail Bachtins Chronotopos lesen und analysieren lässt und hier als „fragile Heimat“ bezeichnet werden soll. Dieses stellt ein komplexes Zusammenspiel aus Aspekten der Idylle, der Subversion und besagter Fragilität dar, dessen Merkmale sich auf formaler wie narrativer Ebene innerhalb literarischer Texte verorten lassen.
Primary Language | German |
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Subjects | German Language, Literature and Culture |
Journal Section | Articles |
Authors | |
Publication Date | December 25, 2023 |
Submission Date | July 14, 2023 |
Published in Issue | Year 2023 Germanistik im Wandel der Zeit |
www.gerder.org.tr/diyalog