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Während der grossen, meist katastrophalen Erdbeben in den letzten zehn Jahren (1938 - 1948) in Anatolien sind hunderte von Kilo- metren lan-ge Spalten, Verwerfungen und Querverschiebungen entstanden, die über den Sinn der jungen Bewegungen des betreffenden Landstreifens wertvolle Angaben vermittelten. Die auf dem Gelände festgestellten, seismisch- tek-tonischen Tatsachen sind: 1. die Anordnung der Epizentralgebiete ist sehr charakteristisch und zwar: das erste von denen liegt auf dem anatolischen Block selbst und die anderen reihen sich in eine Linie von tektonischer Bedeutung entlang der nördlichen Peripherie desselben Blocks (An. Bl. auf dem Abb. 1.), 2. die neuenststandenen Bebenlinien sind Verwerfungen mit horizontalem und vertikalem Bewegungssinn, wobei die nördlichen Schol-len immer gegenüber den südlichen relativ die sinkenden und ostwärts verschobenen sind, sie stellen damit Erweiterungs bezw. Verlängerungs-formen dar, 3. Die neuen Dislokationen haben keine direkte Beziehung mit den alten orogenetischen Strukturlinien und Strukturgrenzen; sie schnei-den, sie scheren die alten Massive und Faltenbündel quer durch; sie stel¬len daher keine Scheitelungslinien der alpidischen Stämme Anatoliens im Sinne von E. NOWACK, SALOMON CALVI, H.N. PAMİR und S. TROMP (13, 14, 23, 24, 18, 29) und entsprechen nicht der sog. Paphlagonischen Narbe, der Fortsetzung der Tonalelinie, der nordanatolischen Narbe und der İzmit - Erzurum - Linie von eben erwähnten Forscher. Diese Tatsachen sind der mechanische Ausdruck des Auftauchens und der Westwärtsbewe¬gung des anatolischen Blocks gegenüber seinem Rahmen. Die eigentlichen Ursachen der in kurzen Intervallen stattgehabten Grossbeben liegt daher in dem Auf und Seitentrieb Mittelanatoliens gegenüber dem Nordteil.
Der Sinn, der Rhytmus und die Geschwindigkeit-vom Ende 1939 bis Februar 1944 mindestens 1 Mt. vertikal und 3,5 Mt. hori- zontal - der Bewegungen sowie die Unabhängigkeit der neuen Bebenbrüche von den alten orogenen Strukturen geben uns einen Hinweis, die Vorgänge als eine epirogene, bezw. Kratogene Bewegung unter orogener Wirkung und dem orogenen Tempo anzunehmen.