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Im Mittelpunkt des Vortrags wird der Begriff der “Anerkennung” stehen, wie ihn Hegel in der Phänomenologie des Geistes (PhG, 1807) entwickelt hat. Der Begriff taucht zum ersten Mal im Selbstbewusstseinskapitel auf und hat nicht nur eine funktionale, sondern auch eine kategorial notwendige Bedeutung im Selbstwerdungsprozess des Geistes, worum es in der PhG insgesamt geht.
Ausgang meiner Untersuchung ist, dass ich versuche, diesem Begriff der Anerkennung einen für die heutige Diskussionen um interkulturelle Verständigung und Dialog wichtigen und tragfähigen Wert abzugewinnen. Begleitet von der Frage, ob wir die Anerkennung nicht als Bedingung der Möglichkeit, als Voraussetzung jeglicher interkultureller Begegnungen begreifen könnten, suche ich nach Anhaltspunkten bei Hegel, die sich für uns als in dieser Hinsicht wegweisend erweisen könnten.
Der Begriff der Anerkennung in der PhG hat aber zunächst eine bestimmte Funktion im Gesamtsystem. Deshalb wird der Aufsatz, zunächst ungeachtet meiner Ausgangsfrage, die Entwicklung des Begriffs in der PhG selbst verfolgen, d.h. darlegen, wie das Selbstbewusstsein durch Anerkennung die Wahrheit der Gewissheit seiner selbst zu erreichen versucht. Am Ende soll diskutiert werden, ob und inwiefern wir dem Hegelschen Begriff der Anerkennung ein interkulturelles Potenzial abgewinnen können oder inwiefern er doch Probleme in sich birgt.